Die Oberndorfer Fasnet ist nicht einfach nur ein Fest, sondern ein Ausnahmezustand – natürlich im besten Sinne! Einmal im Jahr verwandelt sich die Stadt in ein buntes Spektakel, bei dem Hansel, Narro und Schantle mit Wurstangeln und Brezelstangen die Straßen erobern. Wer dann noch behauptet, er verstehe die Fasnet nicht, dem rät der Oberndorfer einfach: „Mach mit – oder sei auf der Hut!“
Was wäre die Oberndorfer Fasnet ohne ihre einzigartigen Narrenfiguren? Sie sind das Herzstück des närrischen Treibens und tragen mit ihren Häsern (Kostümen), Larven (Masken) und charakteristischen Rollen zur besonderen Atmosphäre der Fasnet bei. Hier sind die Stars der Oberndorfer Narrenwelt – jede Figur mit ihrer eigenen Geschichte und einem Augenzwinkern:
Hansel: Der farbenfrohe Tänzer mit dem Schirm
Der Hansel ist der Inbegriff der schwäbisch-alemannischen Narretei und ein Symbol für Lebensfreude. Sein Häs ist ein echter Hingucker: Eine orangefarbene Pluderhose, ein dunkelroter Kittel und eine kunstvoll geschnitzte Holzmaske mit einem markanten Knebelbart. Doch das eigentliche Markenzeichen des Hansels ist sein Schirm, den er elegant durch die Luft schwingt, während er tanzt und für gute Laune sorgt. In seinem Körbchen trägt er Süßigkeiten, die er den Zuschauern zum “Schnupfen” anbietet – ein Highlight für Kinder und Naschkatzen gleichermaßen.
Narro: Der elegante Botschafter der Fasnet
Der Narro ist vielleicht die edelste Figur der Oberndorfer Fasnet. Mit seiner prächtigen Brezelstange und den kunstvoll bemalten Häsern strahlt er eine fast königliche Anmut aus. Seine Rolle ist es, das Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer zu zaubern, während er durch die Straßen schreitet und die Freude der Fasnet repräsentiert. Seine elegante Erscheinung macht ihn zu einem beliebten Fotomotiv – und zu einem wahren Publikumsliebling.
Schantle: Der humorvolle Verteiler von Wurst und Glück
Der Schantle ist die bodenständige Figur der Oberndorfer Fasnet. Mit seiner Wurstangel und seinem Korb voller Leckereien sorgt er für Heiterkeit bei Groß und Klein. Aber Vorsicht: Der Schantle hat immer einen Spruch auf den Lippen und verteilt seine Gaben nicht ohne Gegenleistung. Wer eine Wurst oder Orange ergattern möchte, muss einen Narrenspruch aufsagen oder einen frechen Kommentar riskieren. Sein schelmisches Lächeln zeigt, dass er es immer gut meint – auch wenn er das Publikum gerne ein bisschen herausfordert.
Polizeischantle: Ordnungshüter mit einem Augenzwinkern
Der Polizeischantle ist der charmante Wächter der närrischen Ordnung – natürlich mit einem dicken Augenzwinkern. Mit seinem strengen Blick und der gepflegten Uniform ermahnt er die Narren und Zuschauer humorvoll, sich an die Regeln zu halten. Doch keine Sorge: Am Ende ist auch er ein echter Narr, der die Fasnet mit Herz und Humor liebt.
Natürlich gehört zur Oberndorfer Fasnet nicht nur das närrische Treiben, sondern auch die traditionellen Narrensprüche. Sie bringen Stimmung, verbinden Generationen und sind fester Bestandteil der närrischen Kultur. Hier eine kleine Auswahl der Oberndorfer Klassiker:
Ein kurzes "Trallaho" oder "Hu Hu Hu" ist in Oberndorf nicht angebracht - außer der Narrentag findet in Oberndorf statt und die Gäste aus Elzach oder Rottweil ziehen vorbei. Man mag es hier ausführlicher.
F’r alle, die sich meh wie zwei Wörtle zutrauen ond a ‘Gutsle’ schnappe wellat, sottet folgend’s oischdrudieret.
schwäbisch
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Übersetzung für Neigschmeckte
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„O jerom, o jerom“ |
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O jerom, o jerom dia Fasnet hot a Loch: hot koin Kreuzer Geld em Sack zom a Päckle Rauchtabak! O jerom, o jerom dia Fasnet hot a Loch. Jetzt ka m`r nemme senga, de Narre nore sprenga. O jerom, o jerom, dia Fasnet hot a Loch! |
O je, o je, die Fasnet hat ein Loch: hat kein Kreuzer Geld im Sack, nicht mal für’n Päckchen Rauchtabak! O je, o je, die Fasnet hat ein Loch. Jetzt können wir nicht mehr singen, die Narren nicht mehr springen. O je, o je, die Fasnet hat ein Loch! |
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En da hentere Gass en da vordere Gass do wohnt an dicke Beck, der streckt sein Arsch zom Fenster raus mer moint, des sei an Weck, s’isch koan Weck, s’isch koan Weck, s’isch der Arsch vom Richter-Beck! |
In der hinteren Gass, in der vorderen Gass, da wohnt ein dicker Beck, der streckt sein Hintern zum Fenster raus, man meint, das wär’n Weck. ’s ist kein Weck, ’s ist kein Weck, ’s ist der Hintern vom Richter-Beck! |
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Jetzt ganget m`r halt au gar nemme, gar nemme hoam, bis mei Muatter Küachle bacht ond a anders G`sicht namacht. Jetzt ganget m`r halt au gar nemme, gar nemme hoam. |
Jetzt gehen wir halt auch gar nicht mehr, gar nicht mehr nach Hause, bis meine Mutter Küchlein backt und ein anderes Gesicht macht. Jetzt gehen wir halt auch gar nicht mehr, gar nicht mehr nach Hause. |
In Oberndorf am Neckar beginnt die Fasnet schon am Dreikönigstag mit dem feierlichen Abstauben der Larven. Von da an heißt es: „Aufwärmen für den Ausnahmezustand!“ Das große Highlight ist der Historische Narrensprung, bei dem nicht nur die Narren, sondern auch die Zuschauer in Bewegung geraten.
Während die Schantle großzügig mit Wurst und Orangen um sich werfen, riskieren die Zuschauer oft Kopf und Kragen – ein geübter Wurf oder ein unerwarteter Spruch können schnell dafür sorgen, dass die Wurst auf Abwegen landet. „Wer gut fängt, gewinnt, wer nicht, hat zumindest noch den Spaß!“
Ein besonderes Ritual der Oberndorfer Fasnet ist das Verteilen von Orangen. Kinder, die sich beim Singen oder Rezitieren von Sprüchen besonders anstrengen, werden mit einer Orange belohnt – die hier als Symbol für Glück und Fröhlichkeit gilt. Doch Vorsicht: Der Kampf um die besten Orangen kann hitzig werden, denn die Zuschauer werfen gerne humorvoll ein: „I ka singe, i ka springe – gib mer bloß die Orange!“
Die Oberndorfer Fasnet bietet eine perfekte Mischung aus Tradition, Gemeinschaft und einer großen Portion Humor. Selbst wer sich nicht zu den eingefleischten Fasnetsfans zählt, kommt hier auf seine Kosten – sei es beim Staunen über die kunstvollen Häser, dem Mitlachen bei einem Schantle-Spruch oder dem Fang einer fliegenden Orange.
Kinderumzug am Fasnetssonntag ab 14:30 UhR in der Oberstadt
Narrensprung: 4. März – Der Höhepunkt der Fasnet mit zwei Sprüngen (8:30 Uhr und 14:30 Uhr).
Die Narrenzunft Oberndorf sorgt seit 1908 für die Organisation der Fasnet und die Bewahrung der Traditionen. Mit viel Engagement und Leidenschaft bringt sie das Fest Jahr für Jahr zum Leben. Weitere Informationen finden Sie unter nz-oberndorf.de.
Die Oberndorfer Fasnet beweist: Humor, Gemeinschaft und Tradition sind eine unschlagbare Kombination. Also, schnappt euch eine Wurst, eine Orange – oder zumindest ein Lächeln – und feiert mit! Denn wie es so schön heißt: „D’Fasnet kennt kei’ Grenzen, bloß a glückliches Herz!“